Der Weg zur offenen Fehlerkultur erfordert ein Verlassen der Komfortzone
Fehlerkultur? Fehlerkultur!
Digitalisierung, Demographie, Ressourcenknappheit, Fachkräftemangel, Konflikte, Klimawandel – es sind in dieser Zeit viele Faktoren die die Notwendigkeit zur Veränderung bestehender Modelle, Produkte, Abläufe, Prozesse bedingen. Unternehmen aller Branchen sehen sich der Herausforderung des Wandels als Erfolgsfaktor gegenüber. „Das haben wir noch nie gemacht“ wird abgelöst von „Wir machen das, weil wir es noch nie gemacht haben“. Innovation war noch nie so populär und notwendig wie in den 2020ern.
Aber Innovation hat zwei Seiten. Neben dem Erfolg auf der einen Seite, ist Innovation ein Weg, der gepflastert ist mit Ausprobieren und Wiederholen gemäß dem Motto „try, fail, repeat“. Ein Prozess, der zugelassen werden muss. Denn nur wer Neues wagt, ohne Erfolgsgarantie, erschafft tatsächlich Neues. Weg mit Bedenken, hin zu einem offenem Geist, wäre hier aber gleichzeitig nicht die Kehrseite der Medaille. Denn Innovation verursacht (immer) etwas, womit sich viele Unternehmen schwer tun, Fehler.
Fehler sind gut versteckte Chancen
Keiner mag Fehler. Fehler sind peinlich, unangenehm, unnötig. Aber Fehler können auch etwas anderes sein. Um Fehler anders zu sehen, von Ihnen zu profitieren, muss sich die Sichtweise darauf ändern. Zeitgemäß nennen auch wir es Mindset. Diese eingefahrenen Denkmuster, die uns direkt eine Schublade mit Emotionen und Interpretationen öffnen lässt, wenn ein Fehler passiert. Reflexartig möchten wir die Schuldfrage klären, die Konsequenzen abwägen, Gegenmaßnahmen ergreifen und manchmal alles, einschließlich unserer Kompetenz, in Frage stellen.
Ein Cut ist nötig. Denn sieht man sich unaufgeregt den „Fehler“ oder besser: den „Vorgang“ an, sieht man etwas anderes. Man sieht einen Weg, der uns erkennen lässt, dass er falsch war, aber auch, dass es einen besseren gibt. Denn ohne Fehler keine Entwicklung, keine Innovation, kein Wachstum. Nichts hat so viel Lernpotential wie ein Fehler.
Fehlerkultur ist Teil der Unternehmenskultur
Es würde zu weit führen, das große Thema der Unternehmenskultur an dieser Stelle zu beleuchten. Klar muss aber sein, dass eine gesunde Unternehmenskultur immer auf Werten aufbaut, einschließlich dem Umgang mit Fehlern bzw. mit deren „Verursacher“. Ist eine Organisation in sich und ihren Werten gefestigt, kann eine Fehlerkultur gelingen.
Es geht aber nicht draum, Fehlern die große Bühne zu gegeben. Es muss kein „Fehler der Woche“ marktschreierisch verkündet werden, damit die Organisation als besonders attraktiv, modern oder hip wirkt. Fehler sollten als Teil des Jobs (wo gehobelt wird, fallen Späne) mit einer Selbstverständlichkeit und Offenheit betrachtet werden. Dem großen Bruder „Erfolg“ wird diese Betrachtung immer entgegengebracht, warum nicht auch dem Pendant, dem „Fehler“?
Dürfen Ihre Mitarbeitenden Fehler machen?
Dies ist die erste Frage, die es sich zu stellen lohnt. Sie bezieht sich auf die Ist- Situation in Ihrem Unternehmen. Haben Ihre Mitarbeitenden das Selbstvertrauen, offen über Fehler zu sprechen? Verheimlichen (im besten Fall) oder vertuschen (im schlechtesten Fall) sie ihre Fehler, um keinen schlechten Eindruck zu machen, den Folgen zu entgehen oder Rechtfertigungen zu vermeiden?
Ein Ja auf diese Fragen ist aus unserer Erfahrung leider eher die Regel als die Ausnahme. Übrigens ganz anders ist dies in der Startup-Szene. Hier passiert seit einigen Jahren genau das Gegenteil. Fehler zu machen bzw. zu scheitern ist cool und fast schon verpflichtend. Von Gründern und Gründerinnen wird erwartet, dass sie versuchen, scheitern, versuchen, scheitern – und letztendlich über die sozialen Medien oder eigene Events wie die fuck up night dafür gefeiert werden. Aufstehen und weitermachen ist das Credo. Ganz anders bei Mitarbeitenden. Hier herrscht kaum Fehlertoleranz.
Interessanterweise spielt beim Umgang mit Fehlern die Generationenfrage eine wichtige Rolle. Dieser fällt der älteren Unternehmergeneration deutlich schwerer als der jüngeren, die nachrückt. Dabei geht es, wie oft angenommen, bei einer Fehlerkultur nicht darum, jeden Fehler zu feiern und möglichst viele Fehler zu machen. Weniger Fehler sind das Ziel, die begangenen dürfen aber nicht ungenutzt in einer negativen Gefühlsspirale verschwinden.
Ideen und Inspirationen für Arbeitgeber, die eine Fehlerkultur entwickeln und stärken möchten
Coaching
Wie alle Veränderungen, muss auch diese von oben gewollt und gelebt werden. Diesen Prozess unterstützt ein externer Coach. Er hilft, alte Denk- und Verhaltensweisen zu verlassen bzw. zu entwickeln. Die Sichtweisen zu ändern bedarf einer ehrlichen Selbstreflektion und eines Sparringspartners, der sich dem Thema empathisch und mit Erfahrung nähert.
Raum
Raum für Fehler heißt an dieser Stelle tatsächlich eine Art „Experimentierraum“ zur Verfügung zu stellen, räumlich oder virtuell. Beispielsweise können Barcamp, digitales Meetup, Projektwoche, Zukunftswerkstatt oder ähnliches als ein festes Format eingesetzt werden. Dieser geschützte Raum dient dem Austausch, um Altes in Frage zu stellen, Neues auszuprobieren. Hierzu können externe Fachleute, Unternehmer und Partner eingeladen werden, die diesen Prozess schon umgesetzt haben, um von ihren Erfahrungen zu profitieren.
Wegbereiter
In jeder Gruppe gibt es Menschen, die gern aktiv mitgestalten und für Neues den Weg in die Organisation ebnen. Sie als Gruppe zu formen und zu fördern ist nicht nur inhaltlich der erste Schritt. Als Pioniere und Pionierinnen ist es ihre Aufgabe, die neue Botschaft ins Unternehmen zu tragen und den Wandel in der Unternehmenskultur zu beschleunigen.
Kommunikation
Egal an welcher Stelle eine Organisation steht, die Kommunikation muss sich verändern, wenn Fehler zur Chance werden sollen. Die kommunikativen Aufgaben fordern alle Management Ebenen und sind für manche Führungskraft gewöhnungsbedürftig. Fehler öffentlich einzugestehen, erfordert Mut und muss (siehe oben Coaching) geübt werden. Es ist wichtig, dass Mitarbeitenden sehen, wie mit Fehlern umgegangen wird. Sie müssen gezielt sichtbar gemacht werden.
Wo auch immer Ihre Organisation steht, der Weg beginnt an jedem Punkt. Zumindest dies kann kein Fehler sein.
Sie möchten als Arbeitgeber eine nachhaltige Fehlerkultur entwickeln? Gern besprechen wir die nächsten Schritte in einem kostenlosen Erstgespräch mit Ihnen, senden Sie uns gern eine Nachricht.
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Bericht im Human Resources Manger