Recruiting

Neue Blaue Karte EU als Chance ausländische Fachkräfte zu gewinnen – aber Eigeninitiative ist gefragt

Schritt in die richtige Richtung mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz

Ausländische Fachkräfte können in Zeiten des Fachkräftemangels eine Chance für viele mittelständische Unternehmen sein. Das ist auch der Bundesregierung bzw. der EU seit langem klar. Entsprechend ist es Sinn und Zweck des überarbeiteten Fachkräfteeinwanderungsgesetzes, Unternehmen und interessierte Kandidaten zusammenzubringen. Das Gesetz setze eine EU-Richtlinie um und wird in drei Stufen seit dem 18. November 2023 bis zum Juli 2024 wirksam.

Was ist das Fachkräfteeinwanderungsgesetz?

Mit dem neuen Gesetz werden bereits bestehende Regelungen für Fachkräfte mit Hochschulabschlüssen wie die Blaue Karte EU fortgeführt und teilweise erweitert. Damit ruht die Fachkräfteeinwanderung künftig auf drei Säulen: der Fachkräftesäule (seit November 2023), der Erfahrungssäule (März 2024) und der Potenzialsäule (Juni 2024).

Im ersten Schritt wurden die Einwanderungsmöglichkeiten mit der „Blauen Karte EU“ neugestaltet und erweitert. Die Blaue Karte EU (EU Blue Card) ist einAufenthaltstitel für Akademiker von außerhalb der EU, die in einem EU-Mitgliedsstaat eine Arbeit aufnehmen. Voraussetzungen für die Blaue Karte EU sind ein akademischer Hochschulabschluss und ein Arbeitsvertrag mit einem bestimmten Mindestbruttogehalt.

Mit der Erweiterung seit November 2023 gelten abgesenkte Gehaltsgrenzen für Regel- und Engpassberufe. Zudem wird der Personenkreis erweitert, der die Blaue Karte EU erhalten kann. Eine ausführliche Erläuterung zu den Veränderungen und Kriterien für ausländische Fachkräfte können Sie hier bei make-it-in-germany nachlesen.

Soweit so gut, aber die Komplexität bei der Einstellung ausländischer Personen, liegt in der Natur der Sache. Und obwohl es viele offizielle Informationen und Unterstützung gibt (siehe auch Quellennachweis am Ende des Beitrages), fühlen sich viele Unternehmen allein gelassen.

Einfacher wäre (noch) besser!

Komplexe rechtliche Regelungen sind für den größten Teil der Unternehmen das größte Hindernis, das erleben auch wir bei unseren Kunden. Themen wie die Anerkennung der beruflichen Qualifikation und die damit verbundenen langwierigen, bürokratischen Prozesse lassen arbeitswillige Fachkräfte und natürlich auch die Unternehmen oft verzweifeln und verdammen sie zur monatelangen Untätigkeit. Frustrierend für beide Seite – zumal andere Staaten weitaus einfachere und attraktivere Systeme etabliert haben.

Große Schwierigkeiten bereitet Erwerbszuwanderern aus Ländern außerhalb der EU die lange Bearbeitungsdauer für ein Arbeitsvisum. Mit diesem Problem beschäftigt sich das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz nicht. Ob ein Mediziner, eine Pflegefachkraft oder ein Ingenieur aus Asien oder Afrika mit entsprechender Qualifikation oder genügend Potential motiviert ist, sich auf die deutschen Spielregeln einzulassen, ist fraglich. Unternehmen müssen hier zusätzliche Hilfestellung geben.

Was Unternehmen tun können und sollten

Integration ins Team

Eine Integration kann nur gelingen, wenn ein Integrationskonzept vorliegt, eine Willkommenskultur sowie interkulturelle Kompetenz gelebt werden. Integration geschieht nicht von selbst, sondern ist ein andauernder Lernprozess. Wer als Arbeitgeber Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen und halten möchte, sollte diesen Prozess aktiv angehen, lieber heute als morgen. Ein herzliches „Welcome“ genügt nicht.

In unserem Blogbeitrag „Gibt es in Ihrem Unternehmen eine Willkommenskultur für ausländische Fachkräfte?“ gehen wir näher auf die (mangelnde) Attraktivität Deutschlands für ausländische Fachkräfte ein sowie auf die Möglichkeiten, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. Selbstredend sind Sprachkurse ein ausschlaggebender Erfolgsfaktor für eine langfristige und reibungslose Integration.

Weltoffenheit kommunizieren

In der Kommunikation nach außen sollte die Internationalität und Weltoffenheit des Unternehmens dargestellt werden – in Wort und Bild. Wählen Sie ganz bewußt authentische Fotos, nutzen Sie keine stereotypen Stockfotos, sondern zeigen Sie das Team. Ein professioneller Fototermin macht sich definitiv bezahlt.

  • Alle relevanten Texte sollten auch auf Englisch oder einer dritten Sprache zur Verfügung stehen. Dies bezieht sich auf die Website und die Stellenanzeigen.
  • Zeigen Sie außerdem in den Stellenbeschreibungen, dass Fähigkeiten wichtiger sind als Abschlüsse (Problematik Anerkennung ausländischer Qualifikationen).
  • Bieten Sie ausdrücklich Videointerviews als erste Kontaktaufnahme an.
  • Stellen Sie alle nötigen Informationen zum Arbeiten in Deutschland bereit – z.B. als Linksammlung auf Ihrer Karriereseite.
  • Nennen Sie einen konkreten Ansprechpartner und erwähnen Sie die Sprachen, in denen kommuniziert werden kann.

Noch ein Tipp: Vielleicht sind in Ihrem Unternehmen bereits Menschen aus dem Ausland beschäftig, die über ihre Erfahrungen berichten können – als Textbeitrag, Statement oder Video. Das dies ein Teil einer offenen und wertschätzenden Unternehmenskultur ist, spreche ich hier von freiwilligen Role Models oder Corporate Influencern. Nicht eine aufgezwungene Marketingkampagne schafft hier Glaubwürdigkeit, sondern eine ehrliche und offene Kommunikation nach innen und außen.

Unterstützung durch professionelle Personalberater

Warum es immer noch bei vielen mittelständischen Unternehmen Vorbehalte gibt, mit einer professionellen und erfahrenen Personalberatung zu arbeiten, kann ich mir nur mit schlechten Erfahrungen oder mangelndem Wissen um die Vorteile erklären. Die Erfahrungen können an dieser Stelle nicht revidiert werden, aber die Vorteile aufgezählt.

Denn eine erfahrene Personalberatung unterstützt sowohl im Recruiting als auch bei der Entwicklung einer Willkommenskultur speziell für ausländische Fach- und Führungskräfte. So profitieren Sie vom Fach- und Branchenwissen, einem umfangreichen Netzwerk und Erfahrung innerhalb fremder Kulturräume oder für Sie schwer zugänglicher Arbeitsmärkte.

Als mittelständisches Unternehmen zahlt sich die langfristige partnerschaftliche Zusammenarbeit mit einer Personalberatung in vielerlei Hinsicht aus:

  • Sparringspartner für strategische Entscheidungen 
  • Idealerweise jahrelange Erfahrung in Ihrer Branche
  • Spezialisierte Kenntnisse im Bereich Personalgewinnung
  • Aktuelle Kenntnisse zu Markttrends und Gehaltsentwicklungen
  • Zugang zu einem breiten Kandidatennetzwerk
  • Erstellen exakter Anforderungsprofile
  • Individuelle Vorauswahl und Vorabgespräch
  • Qualitätssicherung im Auswahlprozess (fachlich, kulturell)
  • Unterstützung bei der Implementierung eines kulturellen und inhaltlichen Onboardings sowie beim Aufbau einer Willkommenskultur

Und nicht zu vergessen, wo Ihnen Zeit und Ressourcen fehlen, ermöglicht Ihnen die Auslagerung dieser Aufgaben, sich auf Ihre Kernaktivitäten zu konzentrieren.

Zum Schluß: Zwei Wünsche für 2024

Die Blaue Karte EU zu erweitern ist der richtige Schritt. Aber mir scheint sie in ihrer Komplexität eher zuzunehmen, von Vereinfachung war und ist sie weit entfernt. Um aber ihre Wirkung entfalten zu können, würde ich mir gern etwas wünschen.

Abbau von Bürokratie, vor allem aber Vereinfachung von Verfahren, die Aufstockung von Ressourcen auf Behördenseite sowie schnelle pragmatische Lösungen

Genauso ist es aber auch notwendig, die Scheu vor der Zusammenarbeit mit externen Profis aus der Personalberatung zu verlieren. Liebe Personalverantwortliche, werdet aktiv, nutzt das Know-How und die Erfahrung der Profis für ein 2024 mit weniger Mangel und mehr Fachkräften.

 

Hilfreiche Quellen zum Weiterlesen

Die Bundesagentur für Arbeit bietet Information und Beratung für die Beschäftigung von ausländischen Fach- und Arbeitskräften https://www.arbeitsagentur.de/unternehmen/arbeitskraefte/fachkraefte-ausland

EURES (European Employment Service): ein EU-weites Netzwerk mit integriertem Jobportal für kostenlose Online-Stellenanzeigen.
https://eures.europa.eu/index_de

Make it in Germany zeigt Unternehmen ausführlich Möglichkeiten auf, internationale Fachkräfte zu suchen, einzustellen und zu integrieren.
https://www.make-it-in-germany.com/de/unternehmen/einreise/quick-check-arbeitgeber

Ihre örtliche IHK bietet Informationen und Beratung zum Rekrutieren von ausländischen Fachkräften

Eine ausgezeichntete Quelle ist das KOFA – Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung
https://www.kofa.de/mitarbeiter-finden/zielgruppen/beschaeftigte-aus-dem-ausland/

Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen des Bundesinstitutes für Berufsbildung
https://www.anerkennung-in-deutschland.de/html/de/ag/rechtliche-grundlagen.php

Fachartikel WELT vom 24.06.2023: Mehr Mitarbeiter aus dem Ausland? Bürokratie bremst viele Unternehmen aus
https://www.welt.de/wirtschaft/karriere/article246034454/Fachkraeftemangel-Mehr-Mitarbeiter-aus-dem-Ausland-Buerokratie-bremst-viele-Unternehmen-aus.html

Fachartikel Personalwirtschaft vom 27.11.2023: Fachkräfteeinwanderungsgesetz: Erste Stufe in Kraft getreten
https://www.personalwirtschaft.de/news/recruiting/fachkraefteeinwanderungsgesetz-erste-stufe-in-kraft-getreten-166697/

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