Recruiting

Recruiting Trends 2025: Viel Lärm um nichts oder echter Mehrwert? Meine persönliche Einschätzung!

Es ist wieder an der Zeit

Man kann die Uhr danach stellen, jedes Jahr um diese Zeit gibt es die diversen Jahresrückblicke und natürlich Ausblicke ins neue Jahr mit neuen Schlagworten und vermeintlichen Trends – eben auch im Recruiting. Von „KI im Recruiting“ über „New Work“ bis hin zu immer ausgefeilteren Employer-Branding-Strategien: Trends sollen Unternehmen dabei helfen, im Wettbewerb um Fachkräfte die Nase früher vorn zu haben als die Konkurrenz. Doch wie nachhaltig sind diese Entwicklungen wirklich? Handelt es sich um bahnbrechende Fortschritte, neue Erkenntnisse oder lediglich um Marketinghypes, die in der Praxis wenig Mehrwert bieten?

In diesem Blogbeitrag möchte ich nicht nur die wichtigsten Recruitingtrends für 2025 vorstellen, sondern sie auch kritisch hinterfragen und aus meiner persönlichen Perspektive bewerten. Denn nicht jeder Trend ist ein echter Gewinn – und manchmal liegt die Lösung in bewährten Methoden, die neu interpretiert werden.

Erinnern Sie sich?

So war das auch beim Thema Video-Bewerbung vor einiger Zeit. Erinnern Sie sich noch an den Hype vor ein paar Jahren? Videos sollten den klassischen Lebenslauf ablösen und Bewerbungsprozesse revolutionieren. Viele Unternehmen investierten in teure Tools, Bewerber quälten sich durch endlose Aufnahmen, um den hoffentlich perfekten Eindruck zu hinterlassen. Doch was blieb davon? Für die meisten Recruiter erwies sich das Konzept als ineffizient: Die Videos waren zeitaufwendig anzusehen und lieferten selten mehr Erkenntnisse als ein gut strukturierter Lebenslauf. Und ganz ehrlich, brauche ich in Buchhaltung, Labor oder im Einkauf einen Mitarbeitenden, der sich vor der Kamera ins recht Licht rücken kann? Heute fristen Video-Bewerbungen ein Nischendasein – ein Paradebeispiel dafür, wie ein „Trend“ schnell verpuffen kann, wenn er die Praxis nicht nachhaltig verbessert.

Oder er dreht sich um, der Trend zum Video. Denn Video-Recruiting für Arbeitgeber könnte ein durchaus interessanter Weg sein, mit Bewerbern eine stärkere Bindung aufzubauen und im Gedächtnis zu bleiben.

Recruiting Trends im Check

Für 2025 zeichnen sich mehrere wichtige Recruiting-Trends ab, die ich aber nicht für sich stehen lassen möchte. Aus meiner über 10jährigen Personalberatungs-Erfahrung interpretiere ich für Sie die Trends und ergänzen sie um meine Perspektive.

Trend: KI und Automatisierung

Künstliche Intelligenz wird eine noch zentralere Rolle im Recruiting-Prozess einnehmen. KI-gestützte Tools werden nicht nur bei der Analyse von Bewerbungsunterlagen und der Identifizierung geeigneter Kandidaten eingesetzt, sondern auch bei der Erkennung von Verhaltensmustern in Vorstellungsgesprächen. Unternehmen, die KI-gestützte Recruiting-Prozesse implementieren, verzeichnen eine höhere Effizienz und eine Reduzierung der Time-to-Hire.

Da geh ich noch nicht ganz mit.

Im Moment bin ich mit meiner Erfahrung besser als die KI, sowohl in der Identifikation als auch in der Ansprache von Kandidaten. Das mag zum einen an der Spezialisierung liegen, was die Jobs angeht, aber auch an meinem fachlichen Hintergrund, der es mir erleichtert „zwischen den Zeilen“ zu lesen.

Ich lasse jedoch meine Ergebnisse regelmäßig gegen die der KI laufen, damit ich den Zeitpunkt nicht verpasse, wenn die KI besser sein wird als ich. Und dieser Zeitpunkt wird kommen, davon bin ich überzeugt.

Trend: Candidate Experience/Mobile Recruiting

Die Candidate Experience wird zum entscheidenden Differenzierungsfaktor. Prognosen zeigen, dass 75% aller Bewerbungen 2025 über mobile Endgeräte erfolgen werden. Unternehmen müssen ihre Recruiting-Prozesse grundlegend überdenken und neugestalten, um eine nahtlose mobile Bewerbungserfahrung zu gewährleisten. Die Kommunikation über SMS, Messenger oder Video-Chat nimmt zu. Erstgespräche remote zu führen, wird Teil der Vorauswahl – für beide Seiten.

Stimmt, aber nichts ersetzt eine persönliche Ansprache.

Zur Candiate Experience, natürlich mobil optimiert, gehört neben dem digitalen Prozess auch ein möglichst persönlicher Kontakt. Es ist wichtig, wie mit dem Kandidaten umgegangen wird. Er sollte das Gefühl haben, auch und besonders in einem hochtechnologisierten Prozess, als Mensch wahrgenommen zu werden. Ihm wird vermittelt, dass seine Bewerbung nicht im digitalen Nirwana verschwindet. Dabei spielt es keine Rolle, ob er sich mobil mit ein paar Klicks beworben hat oder ob er einen Fragebogen ausgefüllt und seine Unterlagen hochgeladen hat. Er sollte klar erkennen, wohin bzw. bei zu wem seine Daten und sein Anliegen gelangen. Mit einem Namen und den üblichen Kontaktdaten wird aus einem namenlosen Prozess der erste Akt des Vertrauensaufbaus. So einfach und doch so schwierig, wie es mir scheint, ist dies für einige Unternehmen.

Ein erfolgreicher Rekrutierungsprozess kombiniert die beiden Welte aus Automatisierung und persönlichem Feedback.

Mehr in unserem Blogbeitrag:
Die Reise zum Erfolg. Mit optimaler Candidate Experience die besten Kandidaten finden und binden.

Trend: Skills-basiertes Recruiting

Der Fokus verschiebt sich von formalen Qualifikationen hin zu praktischen Kompetenzen und individuellen Fähigkeiten. Immer mehr Unternehmen setzen aktiv auf Skills-Mapping als zentrale Methode der Personalauswahl. Dieser Ansatz ermöglicht es, Talente mit den richtigen Fähigkeiten zu identifizieren, unabhängig von ihrem traditionellen Hintergrund.

Absolut!

Einstellungskriterien sollten nicht nur Hard Skills sein, sondern sowohl Soft Skills als auch das Potential und spezifische Berufserfahrung eines Bewerbers berücksichtigen. In diese Richtung geht auch unser letzter Blogbeitrag „Ohne Scheuklappen sieht man mehr“.

Trend: Diversität und Inklusion

Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI) werden noch deutlicher zu den wichtigsten Kriterien für erfolgreiches Recruiting gehören. Unternehmen, die eine vielfältige Belegschaft fördern, haben nicht nur einen moralischen Vorteil, sondern profitieren auch wirtschaftlich von innovativeren und leistungsfähigeren Teams.

Jein, solange eine Quote nicht Grund für DEI ist

Der Wunsch nach mehr Diversität und Inklusion ist wichtig, lenkt er doch den Blick auf Gruppen, die bislang zu Unrecht durch das Raster gefallen sind. Die zusätzlichen Blickwinkel, die mit einem diverseren Team einhergehen, können ein wertvoller Beitrag z.B. für die Problemlösungskompetenz sein.

Allerdings sollte immer die Kompetenz wichtiger als die Erfüllung einer Quote sein. Kein leistungsbereiter Mensch will eine weiterführende Position aufgrund einer Quote, sondern aufgrund seiner Kompetenz innehaben.

In meiner Studieendenvereinigung sind einige angehende Ingenieurinnen, die nach ihren Aussagen in einem Job nicht wegen ihres Geschlechts, sondern wegen ihrer Fähigkeiten angenommen werden möchten. Das war vor kurzem das Ergebnis einer angeregten Diskussion im Rahmen einer Veranstaltung. Eine Maschinenbaustudentin aus diesem Kreis, die die Orientierungsphase in ihrem Studiengang betreut, meinte sogar, sie könne beobachten, dass der Frauenanteil im Maschinenbau die letzten paar Jahre gestiegen sei. Das hört sich für mich ermutigend an.

Mehr dazu in unseren Blogbeiträgen:
Lösen Frauen das Problem des Fachkräftemangels?

Barrieren überwinden, Zukunft gestalten. Fauen in MINT Berufen stärken

Trend: Video-Recruiting für Unternehmen

Trend: Für Unternehmen wird sich Video-Recruiting als fester Bestandteil moderner Personalgewinnung etablieren, sowohl für die Direktansprache im Active Sourcing als auch für erhaltene Bewerbungen. Bewegtbild gewinnt an Relevanz und kann den Unterschied machen. Der Einsatz von Videos für Reminder hat großes Potenzial, auch als guter Einstieg in den Dialog. Ein Ausprobieren in diese Richtung, kann für 2025 durchaus relevant sein. Nicht zu unterschätzen ist auf jeden Fall der Aufmerksamkeitsfaktor mit dieser Vorgehensweise.

Könnte ich mir vorstellen,…

aber nicht jedem liegt der Auftritt vor der Kamera, weshalb diese Möglichkeit doch oft zuviel Aufwand erfordert. Eine Chance sich abzuheben ist es definitiv, nur kommt es sehr auf die Position und die Anforderungen an. Ich stimme aber zu, dass mit Videos eine stärkere emotionale Verbindung aufgebaut werden kann und Videobotschaften sich gegenüber standardisierten Nachrichten abheben. Sie können auch der Einstieg in ein persönliches Gespräch sein. Trotz des anfänglichen Mehraufwands können Videos so im Active Sourcing die Recruiting-Effizienz deutlich steigern und eine sinnvolle Ergänzung zu traditionellen Methoden sein.

Trend: Proaktives Recruiting

Unternehmen werden verstärkt auf proaktives Recruiting setzen, indem sie Talent-Pools aufbauen und pflegen, noch bevor konkrete Vakanzen entstehen. Dies ermöglicht eine schnellere Reaktion auf plötzliche Veränderungen in der Marktnachfrage oder interne Verschiebungen.

Um für diese Trends gerüstet zu sein, sollten Unternehmen in moderne Recruiting-Technologien investieren, ihre Candidate Experience kontinuierlich optimieren und flexible, skills-basierte Ansätze implementieren. Der Erfolg wird künftig von der Fähigkeit abhängen, Technologie, Prozesse und Menschen in einer integrierten Strategie zu verbinden.

Dem habe ich nichts hinzuzufügen, weil es stimmt.

Mehr dazu auch in unserem Blogbeitrag:
Talententwicklung: Erfolgreiche Unternehmen entwickeln (sich durch) ihre Mitarbeitenden

Quellen und zum Weiterlesen

HEADFOUND Redaktion
Recruiting Trends 2025 – Wie entwickelt sich die Branche?

XING, Recruiting-Wissen
Diese 7 Recruiting-Trends 2025 müssen Sie kennen!

Persona Institut
7 recruiting trends that will helb you attract the best talent in 2025

JOBPILLAR
Recruiting Trends 2025: Die komplette Analyse für Personalverantwortliche

recruiter flow
15 Recruitment Trends to Expect in 2025

RZH – Rechenzentrum Hartmann
Recruiting Trends 2025 – Der Blick in die Zukunft der Talentgewinnung

joveo
Top Recruitment Trends and Stratgies 2025

Seien Sie der erste, der einen Kommentar verfasst.

Ihr Feedback

scroll top