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Warnzeichen in der Probezeit: So erkennen Mitarbeitende, ob der Job ein Flop ist

Die Probezeit bringt es ans Licht

Im letzten Blogbeitrag haben wir Warnzeichen aus Sicht des Arbeitgebers beleuchtet, die er in der Probezeit erkennen sollte, um frühzeitig aktiv zu werden. Heute wechseln wir die Perspektive und haben für Kandidaten die Signale zusammengefasst, damit sie proaktiv handeln und entscheiden können.

Als neuer Mitarbeiter und Mitarbeiterin ist der Einstieg in ein Unternehmen eine spannende, aber auch herausfordernde Phase. Es ist die Zeit, in der Sie das Unternehmen, das Team und die Arbeitsweise besser kennenlernen. Doch genauso wie das Unternehmen Sie bewertet, sollten auch Sie prüfen, ob Ihre Erwartungen erfüllt werden. Hierbei gibt es einige entscheidende Faktoren, die darauf hinweisen können, ob Sie langfristig zufrieden sein werden. Dazu gehören die Art der Führung, die Feedbackkultur und Ihr direktes Arbeitsumfeld im Unternehmen. In diesem Beitrag erfahren Sie, worauf Sie besonders achten sollten.

Ihr Weg zur (richtigen) Entscheidung

Für Ihre Bewerbung auf die neue Position sind die Interviews erfolgreich gelaufen und der Arbeitsvertrag ist unterschrieben. Die Motivation auf beiden Seiten ist groß. Wie beim ersten Date zeigt sich jeder von der besten Seite. Der Arbeitgeber möchte den passenden Mitarbeiter langfristig für sich gewinnen und Sie möchten Ihre Wünsche und Vorstellungen mit dem neuen Job erfüllt wissen.

Und natürlich muss eine solche berufliche Entscheidung immer gut überlegt sein, was nicht immer einfach ist. Aber mit ausreichend guten Informationen, die Sie sich parallel zum direkten Kontakt mit dem Unternehmen beschaffen können, haben Sie eine gute Entscheidungsbasis. Nutzen Sie dafür Informationen wie Sie sie auf Arbeitgeberbewertungs-Plattformen wie kununu finden. Hören Sie sich aber auch im Freundes- und Bekanntenkreis um, checken Sie die Präsenz des Unternehmens auf den sozialen Medien, nutzen Sie einen Probearbeitstag, wenn möglich.

Bedenken Sie, dass das natürlich Informationen von außen sind, die Sie erstmal nur bedingt verifizieren können. Letzendlich müssen Sie sich entscheiden und hoffen, dass sich Ihre bisherigen Informationen und Eindrücke mit der Wirklichkeit decken. Ob dem so ist, wird sich erst zeigen, wenn Sie längere Zeit im Unternehmen arbeiten und das Unternehmen von innen kennenlernen.

Die Probezeit als Chance

Daher bietet Ihnen die Probezeit die beste Chance, um in einem begrenzten Zeitraum zu prüfen, ob es passt oder eben nicht, fachlich und persönlich. Denn über den Aufgabenbereich hinaus, sind es die Kollegen, Vorgesetzten, das Team und die Unternehmenskultur, die in Summe zur Zufriedenheit beitragen.

Nimmt man aktuelle Studien und gleicht sie mit unserer über zehnjährigen Erfahrung bei der Unterstützung und Beratung von Kandidaten ab, dann sind es immer ganz ähnliche Faktoren, die zu einer Kündigung führen – nicht nur in der Probezeit:

  • Mangelnde Wertschätzung (zeigt sich meist in Quite Quitting oder auch Loud Quitting)
  • Fehlende Entwicklungsmöglichkeiten
  • Falsche Versprechungen (Company Catfishing)
  • Unzufriedenheit mit dem Vorgesetzten
  • Unzureichende Vergütung
  • Schlechte Team- oder Unternehmenskultur

Selbstreflexion – was ist Ihnen wirklich wichtig?

Übrigens nicht nur in der Bewerbungsphase dient die Selbstreflexion durch die Identifikation von Stärken und Schwächen einer besseren Entscheidungsfindung. Auch wenn Sie im momentanen Job unzufrieden sind, hilft eine Analyse Ihrer Talente und Fähigkeiten, aber auch Ihrer Schwächen, sich über den nächsten Karriereschritt klar zu werden. Überlegen Sie, was Ihnen im Job wichtig ist, von den fachlichen Aufgaben bis hin zur Work-Life Balance.

Informieren Sie sich über den zukünftigen Arbeitgeber über möglichst viele Kanäle. Schauen Sie genau hin, wenn es um Werte und Leitbild geht, sind es gelebte Werte oder leere Worthülsen einer Hochglanz-Arbeitgebermarke? Fügt sich alles zu einem stimmigen Bild oder zeigen sich Diskrepanzen? Gibt es die Möglichkeit einen Einblick in das Unternehmen zu bekommen, z.B. über einen Probetag, dann nutzen Sie diese.

Sie sollten sich klar werden, welche Anforderungen Ihnen wichtig sind und worauf Sie besonderen Wert in der neuen Position legen. Nicht nur, aber besonders die Generation Z, legt großen Wert auf flexible Arbeitszeiten und -orte. Klären Sie diese Möglichkeiten unbedingt im Jobinterview. Neben diesen Rahmenbedingungen sind es aber auch „weiche“ Faktoren, die in der Unternehmens- und Führungskultur des Arbeitgebers zu finden sind: z.B. der Umgang mit Fehlern, klare Kommunikation und Zielvereinbarungen. Sind Ziele eindeutig formuliert, haben Sie Einfluss auf diese Ziele, wie werden Sie gefördert, wird Ihr Potential gesehen?

Sprechen Sie Ihre Vorstellungen von Führungskultur aktiv im Interview an. So bekommen beide Seiten einen besseren Einblick in die Wertevorstellungen des Gegenüber und können eine fundiertere Entscheidung treffen.

Die Entscheidung ist gefallen – willkommen im Team?

Nun ist er aber da – der erste Arbeitstag beginnt. Alles neu, noch wissen Sie nicht, was auf Sie zukommt. Aber vielleicht erwartet Sie ein Willkommensgruß auf dem Schreibtisch und im Idealfall, wissen die direkten Kollegen schon, wer Sie sind und begrüßen Sie. Genau so könnte es weitergehen, oder nicht?

Leider findet das Onboarding nicht immer so gut vorbereitet statt. Wir erleben es immer noch, dass der Start eines neuen Mitarbeitenden etwas holprig ist.

Aber wenn die ersten Tage ins Land gezogen sind, könnten diese Anfangsschwierigkeiten schnell vergessen sein. Oder Sie waren nur das erste Symptom. Mehren sich diese „Stolperfallen“, sollten Sie kritisch prüfen, ob Ihre Wahl, die richtige war oder ob womöglich nicht alles zutrifft, was Ihnen versprochen wurde. Hierbei hilft Ihnen Ihre eigene Agenda mit Werten, Zielen und Wünschen zum Abgleich der Ist- mit der Soll-Situation.

Hier einige deutliche Frühwarnsignale, deren Relevanz ganz individuell von Ihnen bewertet werden muss.

Achten Sie auf diese Warnzeichen

Einarbeitung und Unterstützung
Sie erhalten keine oder eine unspezifische Einarbeitung oder Unterstützung von Kollegen oder Vorgesetzten. Wenn Ihre Einarbeitungsphase chaotisch ist, könnte das auf ein fehlendes strukturiertes Onboarding hinweisen – auf jeden Fall ein schlechtes Zeichen hinsichtlich der Unternehmenskultur.

Im direktem Zusammenhang steht die Red Flag der unklare Erwartungen. Gerade zu Beginn ist eine explizite Zielsetzung, die Ihnen kommunziert wird, essentiell. Welche Erwartungen gibt es an Ihre Rolle, welche Prioritäten werden gesetzt?

Unklare Forderungen sind frustierend, genauso wenn Sie mit zu vielen Aufgaben zugeschüttet werden. Die Überforderung ist vorprogrammiert, die Frustration und Unsicherheit nach sich ziehen.

Integration und Atmosphäre
Fühlen Sie sich isoliert und nicht ins Team eingebunden? Fällt es schwer, Kontakte zu knüpfen oder Teil von Teambuilding-Aktivitäten zu werden? Gibt es ein festes Gefüge, Gruppenbildung oder Hierarchie-Denken (die Alten, die Neuen)? Dies kann auf eine schlechte Unternehmenskultur, eine schwache Führungskultur und unterschwellige Konflikte hindeuten.

Achten Sie auf Anzeichen von einer generell angespannten Grundstimmung oder Mobbing, die nicht unbedingt mit der eigenen Person zu tun haben. Ist die Atmosphäre vielleicht sehr wettbewerbsorientiert oder übermäßig kritisch, gibt es eine hohe Mitarbeiterfluktuation? Das sind definitiv keine guten Zeichen.

Feedback und Führung
Eines der wichtigsten Warnzeichen ist das Fehlen von konstruktivem Feedback und klarer Führung. Wenn der Vorgesetzte weder Lob noch Verbesserungsvorschläge anbietet oder selten Zeit für regelmäßige Feedbackgespräche hat, kann dies auf schlechte Führungsqualitäten oder eine wenig förderliche Unternehmenskultur hinweisen.

Die gleiche Wirkung hat ein inkompetenter oder kontrollierender Vorgesetzter, der schlechte Laune verbreitet oder Sie mikromanagt. Auch unklare oder wechselnde Erwartungen, schlechte Kommunikation sowie mangelnde Unterstützung bei der Einarbeitung sollten Sie ernst nehmen.

Aufgaben und Arbeitsumfeld
Wenn sich während der Probezeit Ihre Aufgaben stark verändern, mehr werden oder sich komplett anders verteilen als abgesprochen, ist das ein Warnzeichen. Gibt es neue Projekte, die man Ihnen zuweist, ergeben sich neue Prioritäten oder sind personelle Veränderungen der Grund dafür? In jedem Fall sollten Sie das Gespräch suchen, um Klarheit zu schaffen und Erwartungen abzugleichen. Denn diese Veränderungen können darauf hindeuten, dass das Unternehmen möglicherweise unorganisiert ist oder dass Ihre tatsächlichen Aufgaben nicht denen entsprechen, die Ihnen im Vorstellungsgespräch vermittelt wurden.

Frühzeitig handeln schafft Klarheit

Die Probezeit bietet nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen. Sie gibt Ihnen die Möglichkeit, Ihren Platz im Unternehmen zu finden, Ihre Stärken zu zeigen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln Achten Sie aber auf Warnzeichen, um festzustellen, ob der Job und das Umfeld wirklich zu den eigenen Bedürfnissen passen. Wenn die Unternehmenswerte nicht mit den persönlichen Werten übereinstimmen, kann dies zu langfristiger Unzufriedenheit führen.

Denn ein erfolgreiches Arbeitsverhältnis basiert immer auf einer guten Passform zwischen Mitarbeitenden und Unternehmen. Die Probezeit bietet die Möglichkeit, diese Passform zu überprüfen. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl. Scheuen Sie sich nicht, bei Problemen das Gespräch zu suchen. Ein offener Austausch kann Missverständnisse klären und dazu führen, dass Sie gezielt unterstützt werden.

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